Von West Yellowstone gehe ich weiter bis zum Reas Pass. Es ist ein langer wasserloser Abschnitt und nicht besonders spannend. Nach einer Nacht entscheide ich mich, auf einer Dirt Road nach Flatrock (Macks Inn) weiter zu gehen, wo ich auf den CDT Alternate (Macks Inn Cutoff) treffe. Ich möchte nämlich unbedingt Elche sehen und am Fluss (Henrys Fork), der dort vorbei fließt, soll es Elche geben. In Flatrock (Macks Inn) übernachte ich auf dem Flatrock Campground und leihe mir am nächsten Tag beim Macks Inn ein Kayak aus. Mit vielen anderen lasse ich mich mit dem Auto flussaufwärts fahren und starte dann die ungefähr 5 Kilometer Paddelstrecke zurück.

Erst ist es etwas nervig, weil so extrem viele lärmende Leute auf dem Fluss unterwegs sind, aber dann sehe ich insgesamt fünf Elche, die anscheinend gut an Menschen gewöhnt sind und sich so super beobachten lassen.

Wieder zurück bin ich total glücklich, so viele Elche so nah gesetzt haben und ich Quartiere mich für eine weitere Nacht noch einmal am Flatrock Campground ein.

Netten Besuch bekomme ich dort auch noch!

Am nächsten Tag geht es zurück auf den CDT. Es ist eine echt langweilige Strecke. Erst ewig auf einer Straße (die gleiche wie am Vortag zum Start der Kayaktour), dann auf einer Dirtroad und schließlich auf einem Bergweg. Diese Strecke lassen sich viele, die den Macks Cutoff und nicht wie ich die rote Route nach West Yellowstone genommen haben, zumindest zum Teil mit dem Auto hochfahren. Es gibt vom Macks Inn einen Shuttle Service. Ich kann verstehen, warum, aber nach meinem Elch Erlebnis vom Vortag bin ich trotzdem guter Dinge, auch wenn es langweilig, heiß und total staubig ist. Oben an der höchsten Stelle angekommen, bin ich wieder auf der roten Route und schlage mein Zelt vor der Yellowstone National Park Boundary auf, weil mein Permit ja erst für den nächsten Tag gilt. Ich habe fast 5 Liter Wasser mit hochgeschleppt, weil es auf dem Weg nur am Anfang eine sichere Wasserstelle gibt. Die weiter oben ist möglicherweise schon ausgetrocknet (es gibt im Farout keinen aktuellen Kommentar) und das nächste Wasser gibt es erst wieder am Summit Lake im Yellowstone National Park.

Am nächsten Morgen starte ich zum Summit Lake. Es erwartet mich ein gemütlicher Tag mit wenigen Kilometern bis zum Camp.

Ich überquere die Grenze zu Wyoming und rieche auch bald den Schwefelgeruch, der von den heißen Quellen und Geysiren ausgeht, die ja überall im Yellowstone zu finden sind.

Dann fängt es zum Stürmen und Donnern an und ich bin froh, dass es nicht mehr weit zum Camp ist.

Im Summit Lake Camp gibt’s auch wieder eine Stange zum Aufhängen fürs Essen.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, springe ich kurz in den See und das tut echt gut! Als ich mich dann abends in meinen Schlafsack lege bin ich noch guter Dinge……..

Doch dann, als ich gerade am Einschlafen bin, liege ich plötzlich auf dem Boden. Die Luft aus meiner Isomatte ist innerhalb von ein paar Sekunden verschwunden. Ich checke die Ventile, aber da ist alles ok, dann sehe ich auf Höhe meiner Waden einen 25-30 cm langen Riß und kann es kaum glauben. Was für eine Scheisse! 😱

Ich versuche, mit dem mitgelieferten Kleber und den Flicken den Riß zu reparieren, obwohl ich nicht wirklich glaube, dass das auch funktioniert. Der Kleber ist nicht ausreichend und der sollte ja eigentlich alles abdichten. Ich pumpe die Matte auf und nach kurzer Zeit ist die Luft wieder draußen. Dann klebe ich meinen gesamten Vorrat an Duct Tape, Dyneema Tape, Goretex-Tape und zuletzt noch Leukoplast über die geflickte Stelle, aber trotz allem ist die Luft nach einer halben Stunde wieder komplett entwichen. Ich pumpe die Matratze noch einmal auf und tauchen sie in den See… da sehe ich auch schon die Blasen aufsteigen. Damit ich die Nacht (es hat ja nur 1-2°C nachts auf 2600 m Höhe) irgendwie überstehe, lege ich meine Alu Rettungsdecke in den Schlafsack und hoffe, dass ich so nicht zu sehr friere. Die Nacht am Boden ohne Matte ist echt unbequem und auch recht frisch, aber die Rettungsdecke hilft Recht gut, die Bodenkälte abzuhalten. Ich bin echt frustriert, weil ich im Yellowstone sicher keine Ersatzmatte bekommen werde. Dadurch, dass ich auf meiner Tour mit dem Auto schon alle Einkaufsmöglichkeiten erkundet habe, weiß ich, was es in Old Faithfull und den anderen Einkaufsmöglichkeiten zu kaufen gibt. Außerdem gibt es im Yellowstone National Park keine Busse oder irgendwelche Transportmöglichkeiten, um von Old Faithfull weiter zu kommen. Daneben weiß ich, dass meine Familie froh wäre, wenn ich zeitnah heimkommen würde…. Auf dem Weg Richtung Old Faithfull überlege ich mir alle Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Ich übersehe vor lauter Gedanken fast die Bärenspuren auf dem Weg – ein großer und ein kleiner Bär, vermutlich Mutter mit Jungem. Ich pfeife und singe etwas, obwohl mir gerade nicht wirklich danach ist. Dann geht’s bergab nach Old Faithfull und ich sehe schon den Qualm der Geysire und Hot Springs.

In Old Faithfull treffe ich auf die mir schon bekannten Massen an Touristen. Von der Einsamkeit des Trails in die Touri-Hölle🥴. Ich checke alle Läden nach Isomatten und entscheide dann, dass ich erst mal aus dem Park raus muss, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, wie ich weiter mache. Das stellt sich aber als ziemlich schwierig heraus. Ich versuche, über zweieinhalb Stunden lang zu hitchhiken, ohne Erfolg, obwohl ich sogar auf mein Tyveksheet mein Ziel und „emergency“ geschrieben habe. Gefühlt hunderte Autos fahren vorbei ohne anzuhalten. Ich bin echt genervt und überlege, wie es es schaffe kann, dass ich aus dem Park rauskomme (es sind ca. 55 km bis West Yellowstone). Das weitere Problem ist auch noch, dass es im Yellowstone kein Telefonnetz gibt, nicht einmal in den Orten mit Hotels und Läden. Ich gehe zurück zum Grocerystore in Old Faithfull und erhalte dort die Info, dass es wirklich keine öffentlichen Transportmöglichkeiten oder Taxis gibt. In einem anderen Laden finde ich dann doch jemanden, dessen Bruder mich gegen Bezahlung aus dem Park bringen würde. Ich bin echt froh, weil von Old Faithfull aus ich ansonsten auf dem Trail noch mindestens 6-7 Tage zur nächsten Stadt brauchen würde und das ohne Isomatte schwierig werden würde, zumal die Rettungsdecke ja schon in der einer Nacht halb zerrissen ist.

Die Fahrt aus dem Park ist dann zum Glück problemlos und in West Yellowstone angekommen, telefoniere ich erst mit meiner Familie und checke dann, ob und wie ich meinen flexiblen Rückflug umbuchen könnte. Ich finde heraus, dass ich von Salt Lake City über Denver nach München fliegen könnte und diese Umbuchung sogar mit einer 10€ Rückerstattung verbunden wäre. Von West Yellowstone bis nach Salt Lake City sind es ungefähr 580 Kilometer. Ich könnte mir einem Mietwagen vom Flughafen in West Yellowstone mieten, eine Nacht im Auto übernachten und dann am nächsten Tag heimfliegen. Nach vielem hin und her fälle ich dann die Entscheidung. Ich werde heim fliegen. Meine letzter „Trail“ führt mich von der Ranger Station in West Yellowstone zum Flughafen, wo ich das Auto abhole. Das sind nur ca. vier Kilometer und der Weg führt durch einen netten Wald.

Die Fahrt nach Salt Lake City führt mich noch einmal am Fluss mit den Elchen vorbei. Ich sehe später in der Ferne die Berge der Wind River Range und bin schon etwas traurig, aber alles in allem passt die Entscheidung. Der CDT ist aus meiner Sicht einfach landschaftlich nicht so reizvoll wie der PCT. Ich habe mir vor allem mehr Wildlife erwartet und war schon etwas enttäuscht, dass das nicht so war. Zum Glück habe ich ja durch meine dreitägige Fahrt im Yellowstone National Park und die Kayakfahrt dann doch tolle Tiererlebnisse gehabt, so dass ich vollauf zufrieden mit meinem Urlaub und den Erlebnissen bin.🤩

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West Yellowstone – Old Faithfull – West Yellowstone

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