
Seattle nach East Glacier
25.- 26.05.2025
Der 10-stündige Flug von München nach Seattle ist diesmal sehr angenehm, da der Mittelsitz frei ist, ich einen Fensterplatz habe und so recht bequem ein paar Stunden schlafen kann. ✈️ Die Einreise am Flughafen in Seattle ist trotz eines total unfreundlichen Officers in ein paar Minuten erledigt und ich mache mich auf den Weg zum Zug, der vom Flughafen ins Zentrum fährt. Die App, die ich letztes Jahr zum Ticketkauf genutzt habe, funktioniert auch diesmal problemlos. Im Green Tortoise Hostel im Zentrum von Seattle angekommen, verstaue ich meine Sachen in der Box unter meinem Bett im Vierbettzimmer und lege mich auch gleich hin, so dass ich gegen 21:00 einschlafe.



Immerhin schaffe ich es mit Unterbrechungen, bis 5:00 zu schlafen, was bei einer Zeitverschiebung von 9 Stunden absolut ok ist. Zum Glück gibt’s im Hostel schon ab 6:00 Frühstück und einen bequemen Liegesessel im Gemeinschaftsraum. So können meine Mitbewohner in Ruhe weiterschlafen.

Gegen 8:00 mache ich mich auf den Weg zum Einkaufen, um Essensvorräte für ca. 20 Tage zu besorgen. Essen für 7 Tage plus neue Schuhe schicke ich an die Brooks Lake Lodge in Wyoming, die ich irgendwann Anfang August erreichen sollte. Einen weiteren Essensvorrat brauche ich, um von der kanadischen Grenze nach East Glacier zu kommen. Den dritten Essensvorrat für ca 7 Tage werde ich im Hostel (Lunas Looking Glas Basecamp) in East Glacier hinterlegen, wo ich auch übernachten werde. Im REI kaufe ich dann noch etwas Trekkingnahrung und ein Bärenspray 🐻 plus Holster, um das Spray auch sofort griffbereit zu haben, sollte ich es benötigen – was ich natürlich nicht hoffe 😉.

Mein Mittagessen besorge ich mir im Asia Markt, den ich schon vom letzten Mal kenne. Schmeckt auch wieder total gut und ist auch nicht so teuer.

27.- 28.06.2025
Heute bin ich wieder früh auf und frühstücke schon um 6 Uhr. Dann mache ich mich auf den Weg zum UPS Shop. Ich verpacke dort mein Resupply-Paket inklusive neuer Schuhe und schicke es los. Dann laufe ich noch durch die Hallen des Pike Market, der gleich neben dem Hostel ist.


Mein Zug (Amtrak Empire Builder) fährt erst um 16:55. Vor ungefähr 35 Jahren bin ich mit diesem Zug von Chicago nach Seattle gefahren (48 Stunden Fahrzeit). Diesmal sind es zum Glück nur 16 Stunden bis East Glacier. Der Bahnhof in Seattle ist auf alle Fälle sehenswert.


Die Zugfahrt mit dem Empire Builder zieht sich. Da alle Coachsitze komplett ausverkauft waren, habe ich ein Upgrade für ein Roomette gebucht und das war auch echt gut so. So ruckelig wie die Fahrt war, wäre es mit meinem potentiellen Sitznachbarn recht kuschelig geworden. So habe ich wenigstens meine Ruhe, aber schlafen tue ich trotzdem schlecht.


Nach knapp 16 Stunden langsamer Fahrt komme ich dann endlich in East Glacier an und mache mich auf den Weg zum Looking Glas Basecamp, wo ich total nett empfangen werde. Jetzt bin ich endlich bei den ‚echten Hikern‘, die alle den CDT gehen und ihre Zelte dort aufgeschlagen haben.

Es gibt eine Hikerbox, eine große Küche, Ersatzkleidung und alles, was man sonst so braucht. Obwohl du Wettervorhersage gut ist, fängt es kurz nach dem Zeltaufbau erstmal ordentlich zu regnen an. Besser allerdings wie letzte Woche, wo es den Schneesturm gab und viele mitten auf dem Trail überrascht wurden. Meinen Transport zur kanadischen Grenze nach Chief Mountain habe ich auch schon klargemacht. Somit kann ich es morgen relaxt angehen, bevor es übermorgen dann um 7:00 losgeht. Um mir die Zeit zu vertreiben, slackpacke ich von East Glacier zum Marias Pass und hitchhike zurück nach East Glacier.
Glacier National Park – Tagestour Two Medicine nach East Glacier
29.05.2925
Da ich ja heute den ganzen Tag Zeit habe und mein Backcountry-Permit erst morgen gilt, habe ich mich entschieden, mit dem Shuttle der East Glacier Lodge in den Park zu fahren und dann ab Two Medicine nach East Glacier zurück zu laufen. Es sind ca. 18 km und ca 800 Höhenmeter. Das ist genau richtig für den Start. Mein Zelt lasse ich im Camp und nehme nur das Wichtigste mit. Im Shuttle sind noch 2 CDT Hiker die auch slackpacken, so nennt man es, wenn man Zelt und das meiste andere an einem Ort lässt und eine Teilstrecke vom Trail geht. Das Shuttle bringt mich zur Rangerstation von Two Medicin, wo ich mit meiner Permitreservierung in ein richtiges Permit bekomme.

Dann geht’s auch schon los. Überall blüht das Bärengras, echt wunderschön.




Ausblick ist von Anfang an wirklich toll.

Auf dem Weg bergauf sehe ich dann auch 2 Bighornsheep, die die gerade im Fellwechsel sind und leider nicht so schön weiß-flauschig sind wie im Winter.

Es blüht überall und in einer Essenspause taucht auch ein kleines Ground Squirrel auf, das mich quieckend darauf hinweist, dass es hier wohnt.



Dann geht’s 10 Kilometer gemütlich bergab Richtung East Glacier.


Glacier National Park (Chief Mountain bis Two Medicine)
30.05.2025
Fast pünktlich werde ich von meinem Blackfoot Indianer Fahrservice abgeholt und zum Trailstart an der kanadischen Grenze (Chief Mountain) gebracht. Auf dem Weg dorthin erzählt sie mir alles mögliche über die Blackfoot und das Land, das ihnen ’noch‘ gehört. An der Grenze angekommen, gibt sie mir noch einen in eine Serviette mit eingerolltem Tabak mit, den ein Medizinmann in seinem Bundle hatte. Sie verstreut auch etwas Tabak in alle Himmelsrichtungen, angefangen mit dem Osten und erklärt mir, dass ich das auch tun soll, wenn ich Angst habe oder unsicher fühle. Dann fährt sie weg und lässt dann noch einen Kriegerschrei „Yiha“ los, den ich zukünftig für meinen Hike nutzen soll, um die Bären auf mich aufmerksam zu machen. Ist echt irgendwie spannend. Dann gehe ich in Richtung Grenzposten. Die Grenzbeamtin fragt mich, ob ich CDT Hiker bin. Sie ist total nett und zeigt mir, dass ich über die US-Grenze ins quasi Niemandsland zwischen den USA und Kanada gehen soll, denn dort steht das offizielle CDT Monument. Ich gehe dort hin, mache ein kurzes Foto und gehe dann wieder zurück.



Als ich sie dann noch einmal treffe, sagt die mir, dass ich aufpassen soll, weil ein jugendlicher Grizzly in der Gegend herumstreunt, der recht furchtlos sein soll. Dann bin ich noch Star einer größeren Reisetruppe älterer US-Amerikaner, die mich nach meinem Hike befragen und mich photografieren. Jetzt weiß ich, wie sich die Grizzlys am Straßenrand fühlen.😉. Am Trailanfang ist dann auch gleich ein Schild angebracht, das erklärt, dass mehrere Campsites wegen Bärenaktivität geschlossen sind.

Als ich dann auch schon auf den ersten Metern Bärenkot sehe, weiss ich, dass ab und zu ein Schrei der Blackfootkrieger nicht schaden kann. Als ich nach ein paar Kilometern wieder einmal einen kurzen Kriegerschrei los lasse, bekomme ich unerwartet Antwort. Es ist Alison, eine Rangerin, mit der ich eine nette Unterhaltung habe, nachdem sie mein Permit gecheckt hat. Die Landschaft ist wirklich traumhaft.


Es ist warm, aber durch den Wind gut auszuhalten. Der betreibt auch die Mücken recht gut. Hier gibt’s auch schöne Hängebrücken, die das überqueren der Creeks angenehm machen.

Kurz vor dem Erreichen der Campsite am Lake Elizabeth, entdecke ich einen Trail, der zum Wasserfall führt – und was soll ich sagen, der ist wirklich awesome, wie man hier sagt.
Dann komme ich zum Lake Elizabeth und auch der ist ein Traum.


Ich deponiere mein Essen und alles andere, was irgendeinen Geruch hat, in der Bärenbox, baue mein Zelt auf, esse und erfrische mich im See. Was für ein schöner Tag!
01.07.2025
Nach einem guten Oatmeal mit Trailmix und getrockneter Ananas starte ich den Aufstieg auf den Red Gap Pass (ca. 2.300m). Der Aufstieg ist abwechslungsreich und noch schön schattig.

Der Blick auf den von den Bergen umgebenen Elizabeth Lake ist wunderschön. Nach guten 800 hm komme ich oben an und genieße tollen Ausblick. Es kommen auch noch ein paar CDT Hiker und dazu, die zu viel Essen dabei haben und etwas mit mir teilen. Da freue ich mich immer, weil ich ständig Hunger habe.

Nach einer ausgiebigen Pause außer beginne ich den Abstieg zum Poia Lake. Es ist mittlerweile ziemlich heiß und ich habe Mitleid mit den Hikern, die mir entgegen kommen und in der prallen Sonne auf den Pass aufsteigen. Ich bin froh, als ich an dem wunderschönen Poia Lake ankomme.



Hier muss ich mein Essen an die dafür vorgesehene Stange hängen, was auch gut klappt. Ich suche mir den schattigsten Zeltplatz von den vier vorhandenen Plätzen aus und baue das Zelt auf.



Dann, endlich nehme ich ein schönes Bad im kühlen See. Der kleine Strand mit dem Ausblick auf die Berge und den Red Gap Pass ist traumhaft. Zum Glück weht hier auch der Wind, der die Mücken gut vertreibt. Dann koche ich mir mein Abendessen und gehe auch bald ins Zelt, weil ich ziemlich müde bin. Außer mir ist nur noch ein anderer Wanderer da.
02.07.2025
Ohne bestimmten Grund habe ich die Nacht nicht gut geschlafen. Daher bin ich in der Früh ziemlich müde und geschafft. Trotzdem starte ich zeitig, weil ich den kühlen Morgen nutzen will. Leider verliere ich auf dem Weg bergab meine Sonnenbrille und so gehe ich ein ganzen Stück bergauf wieder zurück und finde sie zum Glück. Ich bin froh, dass die heutige Etappe nicht so lang ist und auch nicht so viele Höhenmeter zu bewältigen sind. In einer großen matschigen Stelle entdecke ich mitten auf dem Trail einen ziemlich großen und auch recht frischen Abdruck einer Bärentatze und frischen Bärenkot.


Der Bär war wohl in die entgegengesetzte Richtung unterwegs und ich bin froh, dass ich immer wieder ‚yiha‘ rufe und ab und zu was singe. Dass das wirklich wichtig ist, erfahre ich später in Many Glacier, als mir ein Hiker von seiner heutigen Begegnung mit einem Grizzly und einem Schwarzbären mit einem Jungen erzählt. Der Grizzly war wohl weit genug weg, aber das Schwarzbärenjunge ist nur ca. 10 Meter vor ihm aus dem Gebüsch gekommen und er konnte sich gerade noch irgendwie zurück ziehen, bevor die Bärenmutter hinterher kam. Er hatte schon das Bärenspray im Anschlag und hat den Bären laut angeschrien. Die Mutter war wohl nicht so begeistert von der so nahen Begegnung und hat den Kopf hin und her geschwenkt, was ein aggressives Zeichen bei Bären ist. Der Vorfall hat ihn natürlich ziemlich mitgenommen und für mich eine gute Erinnerungen, dass man immer aufmerksam sein muss. Genau da, wo diese Begegnungen stattfand, werde ich morgen auch entlang gehen. Ich werde natürlich besonders aufmerksam sein und noch öfters als bisher reden, rufen und singen.


Das Many Glacier Hotel, bzw. der Zeltplatz dort, ist mein heutiges Ziel. Es hat eine tolle Lage. Der Berg direkt vor dem Hotel ähnelt dem Matterhorn.


Im Hotel sind auch überall schweizer Flaggen abgebildet und der kleine Shop heißt „Heidi’s coffee and snacks“.

Außerdem haben alle männlichen Angestellten Lederhosen und Wadelstrümpfe an. Ist echt lustig!

Im Hotel ist trotzdem alles sehr leger. Die Gäste sitzen zum Teil barfuß oder nur mit Socken herum, so dass ich auch nicht weiter auffalle. Auch WiFi bekomme ich, obwohl das ja eigentlich nur für Gäste ist. So relaxe ich den halben Tag mal in der Lobby, mal auf der Terrasse, wo ich die Aussicht genieße und auch auf der anderen Uferseite einen Elch sehe. Auf der Campsite, die ein Stück hinter dem Hotel liegt, ist auch nur der Hiker mit der unangenehmen Bärenbegegnung.
03.07.2025
Um 6:45 starte ich, weil ich unbedingt vor möglichen Gewittern oben auf dem Piegan Pass sein will. Ich fülle im Hotel noch Wasser auf und dann geht’s auch schon los. Aufgrund der Bärengeschichte von gestern und den vielen frischen Bärenkothaufen auf dem Trail singe ich fast ununterbrochen. Ich bin nur froh, dass es die ersten 7 Kilometer nicht steil bergauf geht. So habe ich genug Luft übrig. Es ist hier alles auch recht zugewachsen, so dass man kaum sieht, wer so links und rechts rumschleicht. Kein Wunder, dass der Hiker gestern ziemlich überrascht von der Bärenbegegnung war. Außerdem ist es heute extrem windig und daher umso wichtiger laut zu sein. Dann komme ich zu den Morning Eagle Falls.

Von da ab wird es steiler und der Wind bläst so stark, dass ich aufpassen muss, dass alles am Rucksack wirklich sicher befestigt ist. Ich treffe einen Trailrunner, der mich fragt, ob ich einen Grizzly mit Jungem gesehen habe. Er hat die beiden von weiter oben gesehen und meinte, dass sie in Richtung Trail unterwegs waren. Trailrunning im Grizzlygebiet – ich finde das ziemlich riskant. Nach über 1000 Höhenmetern bin ich oben am Piegan Pass und finde eine halbwegs windgeschützte Stelle, wo ich Pause mache. Auf einmal kommt ein total süßes Murmeltier direkt zu mir, so nah, dass ich es anfassen kann. Es hat überhaupt keine Angst und frisst gemütlich vor sich hin. So nah habe ich noch nie eines gesehen. Dann können auch noch einige Pikas dazu. Auch die sind überhaupt nicht scheu.


Irgendwann breche ich dann aber doch auf. Der Abstieg bietet tolle Blicke. Die letzten Kilometer sind extrem zugewachsen und es geht steil bergab. Dann komme ich an der Hauptparkstraße an. Massen an Leute sammeln sich dort. Nach weiteren drei Kilometern bin ich am Ziel.

Ich überquere die Hängebrücke am Reynolds Creek und hänge als erstes mein Essen auf. Es gibt an diesem Camp nur drei Plätze, auf denen jeweils bis zu vier Personen zelten können. Ich bleibe aber allein, was ich nicht verstehen kann, denn die Lage des Camps ist echt toll und es gibt kein weiteres in der Nähe, aber vielleicht liegt es daran, dass morgen Independence Day ist und alle da ja eher in großer Feierlaune sind.
04.07.2025
Die Nacht war sehr gemütlich und ich starte heute zum Red Eagle Lake. Der Weg führt zuerst am Strand Mary Wasserfall und dann an den den Virginia Falls vorbei. Dort sind auch Tagestouristen unterwegs.


Ansonsten zieht sich diese Etappe etwas in die Länge. Heute ist der einzige Tag, an dem kein Pass zu überwinden ist.

Es bahnt sich langsam an, dass das Wetter umschlägt. Im Moment ist es noch recht warm und der Weg durch das brusthohe Gebüsch nervt etwas. Ich bin froh als ich endlich das Camp erreiche. Ich bin ziemlich durchgeschwitzt und nehme daher erst mal ein kurzes Bad im Red Eagle Lake, bevor ich das Zelt aufbaue.

Dann fängt es auch schon an zu regnen…und hört auch nicht mehr auf.
05.07.2025
Ich wache morgens auf und um mich herum ist alles ein matschiger kleiner See. Auch die Isomatte ist nass unten und ein warmes Frühstück fällt heute wohl aus, weil es keinen Unterstand außer dem stinkende Plumsklo gibt, wo ich geschützt meinen Gaskocher anwerfen könnte. Daher hole ich meinen Bärensack von der Stange, esse schnell einen Riegel und dann geht’s in voller Regenmontur auf zum Triple Divide Pass.

Der Weg dorthin ist wie durch eine Autowaschanlage…ich muss mir den Weg durchs nasse Grad und Gebüsch schlagen und werde mehr und mehr durchnässt. Dazu ist es auch ziemlich kalt und sehr windig. Auch muss ich gut 1000 hm bis oben überwinden. Es ist echt anstrengend. Stehenbleiben geht kaum, weil ich so durchnässt und durchgefroren bin. Irgendwann bin ich dann doch oben und hoffe, dass beim Abstieg der Wind weniger wird, was auch zum Glück der Fall ist. Es kommt mir sogar eine Gruppe von Tageswanderer entgegen, die mich mit Snacks und Süßigkeiten versorgen, weil ich offensichtlich so armselig aussehe. Am Camp angekommen, schlage ich mein Zelt so schnell wie möglich auf, um der Mückenhölle zu entkommen und versuche, mich aufzuwärmen. Da meine durchnässten Füsse nicht warm werden, entscheide ich mich, eine Packung von den zwei Fußwärmern, die ich dabei habe, zu benutzen. Das tut echt gut! Schade, dass das Wetter heute so schlecht war, denn die Landschaft wäre eigentlich echt toll gewesen.
06.07.2025
Der Regen hat aufgehört, dafür ist hier alles voller Nacktschnecken. Die sind echt überall und der Zeltabbau ist daher nicht gerade so angenehm. Alles ist durchnässt und das, was es nicht ist, ist zumindest klamm. Da ich kein Wasser mehr habe und die Mücken auch echt nervig sind, gehe ich einen halben Kilometer zum Atlantic Creek, wo ich mein Wasser auffülle und mit mein Oatmeal koche.

Heute geht es auf den Pitamakan Pass. Zum Glück gibt es heute deutlich weniger Gebüsch, nur der Wind ist auch wieder heftig.

Ich befinde mich halt auf der Wasserscheide der USA. Da ist das Wetter halt eher instabil. Trotz allem ist die Landschaft wieder toll und ich genieße den Aufstieg.

Nach gut 900 hm bin ich auch oben, sehe ein Murmeltier, genieße kurz die Aussicht und steige dann ab, in der Hoffnung auf weniger Wind und mehr Sonnenschein. Beides bekomme ich auch.


Ich suche mir einen gemütlichen Pausenplatz, packe alles zum Trocknen aus und mache mir etwas zum Essen. Dann geht’s weiter Richtung Two Medicine. Je näher ich dort hinkommen, desto mehr Tagestouristen treffe ich. Auch hier ist für Landschaft wieder top.


Als ich in Two Medicine ankomme, sehe ich, wie ein Ranger einen Trail absperrt. Ich frage nach und er sagt mir, dass es hier eine Bärengefahr gibt, weil dort auf dem Trail ein totes Tier liegt. So sehr ich es auch bedauere, dass ich keinen Bären gesehen habe, bin ich trotzdem froh, laut genug gewesen zu sein, dass ich keine unangenehme Überraschung erlebt habe. Ich sehe auf der Straße noch eine große Gruppe Dickhornschafe, die durch die Campingaerea wandern.

Da ich die verbleibenden Teile des CDTs bereits als „slackpack-mäßig“ als Tagestour gewandert bin, fahre ich mit einem Shuttle direkt nach East Glacier zurück und baue mein Zelt wieder bei Lunas Looking Glass Basecamp auf. Ich dusche, zieh mir die Wechselkleidung an, die für die Hiker vorgesehen ist, solange meine eigene Wäsche trocknet und bereite mich auf die nächste Etappe durch die Bob Marshall Wilderness vor.


Bob Marshall Wilderness (Montana)
07.07.2025
Auf geht’s in den Bob Marshall Wilderness, wohin alle Problem-Grizzlys umgesiedelt werden….

Im Luna’s Hostel treffe ich auf „Full Circle“, eine 32-jährige Hikerin, die ich schon am Red Gap Pass getroffen habe. (Sie hat, wie ich auch, den Teil von East Glacier zum Marias Pass „ge-slackpacked“).

Weil ich geplant habe, heute um 17:00 loszugehen und auch schon einen Transport hoch zum Maria’s Pass organisiert habe, fragt sie mich, ob sie mit mir mitkommen kann, weil sie nicht so gerne alleine durchs „Grizzlyland“ wandern will. Ich sage ihr noch, dass ich nicht regelmäßig zu lange Strecken gehen möchte, vor allem dann nicht, wenn viele Höhenmeter zu überwinden sind und der Rucksack mit Essen für sieben Tage vollgepackt ist. Das ist OK für sie. Ich weiß momentan nicht, wie viel ich ohne Auszulaugen schaffe, weil meine Kilometerleistung ja durch mein Permit im Glacier National Park beschränkt war. Wir fahren mit Beth, einer Freundin von Luna zur Passhöhe und dann geht’s auch schon los.

Wir entdecken nach ungefähr 8 Kilometern eine geeignete Schlafstelle, schnüren unsere Bärensäcke an Bäume und machen uns bettfertig. Es ist ja auch schon halb Acht und Hiken in „Grizzlycountry“ sollte man in der Dämmerung nicht gerade machen und außerdem wissen wir nicht, ob wir rechtzeitig noch eine weitere Stelle zum Campen finden würden.
08.07.2025
Gegen 7 Uhr morgens starten wir. Full Circle legt ein ordentliches Tempo hin, obwohl sie wahrscheinlich normalerweise schneller geht. Ich möchte heute austesten, was bei mir geht, ohne mich auszulaugen. Es klappt auch richtig gut. Der Trail ist voll von frischem Bärenkot und Tatzenabdrücken, aber sehen tun wir sie nicht – sie uns aber wahrscheinlich schon.

Um 11 Uhr mache ich mir an einem kleinen Creek eine ordentliche Portion zum Essen und dann geht’s bergauf und bergab genauso flott weiter.

Nach 33 Kilometern kommen wir am heutigen Ziel an. Eine Campingstelle an einem Creek. Bremsen, Pferdebremsen und alle anderen gibt es hier reichlich, so dass wir erst mal schnell die Zelte aufbauen und darin verschwinden.

Dann filtere ich am Creek noch Wasser. Vor dem Abendessen taucht noch Jan auf, den ich im Hostel in East Glacier getroffen habe. Er hat meine halbliter Smartwaterflasche gefunden. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, dann kochen wir uns noch Abendessen, in der Hoffnung, dass jedes aufgegessene Essen den Rucksack leichter macht. Wir befestigen unsere Bärensäcke an Bäumen und ich esse noch ein paar M&M, die ich noch in der Rucksackhüfttasche habe, damit auch alles Essbare aus dem Zelt entfernt ist. Morgen haben wir wieder ungefähr die gleiche Strecke geplant.

09.07.2025
Da Full Circle lieber größere Strecken gehen möchte und ihre Bärenangst mittlerweile nicht mehr so schlimm ist, entscheiden wir uns, getrennt weiter zu gehen. Ich starte morgens vor ihr und nach 7 Kilometern hat sie mich eingeholt und geht alleine weiter. Ich finde den Trail hier ziemlich langweilig. Erst nur durch dichten Wald und dann endlos durch burn zones.

Als ich nicht aufpasse, verpasse ich eine Abzweigung. Dieser Fehler beschert mir 3 zusätzliche Kilometer und 300 Höhenmeter oben drauf. So sind’s am Schluss über 37 Kilometer und über 1000 Höhenmeter. Ich mache an dem Tag auch keine Pause, so dass ich echt froh bin, als ich an der unbesetzten Gooseberry Ranger Station ankomme.


10.07.2025
Ich habe nachts schlecht geschlafen, weil mir alles weh getan hat. Das Gewicht des Rucksacks ist auf den langen Strecken halt schon deutlich unangenehm. Der Himmel verspricht kein gutes Wetter und ich hoffe, dass es wenigstens nicht gewittert.

Als ich morgens gerade 2 Bäche barfuß durchquere, fängt es zum Regnen an.


Ich ziehe Regensachen an und wir immer durchnässen die Pflanzen links und rechts des Trails alles recht schnell. Der Weg auf den Switchbackpass zieht sich in die Länge.


Irgendwann hört es auch zu regnen auf und nach ungefähr 28 Kilometern und knapp 1000 Höhenmetern bin ich oben. Es ist windig, aber immerhin habe ich eine gute Aussicht.


Dann geht’s runter. Ich lege noch einen kurzen Essensstopp ein und irgendwann fängt der Regen leider wieder an. Ich beschließe, nicht zum geplanten Campspot zu gehen und richte mich drei Kilometer vorher auf der Veranda einer Holzhütte ein.



Als ich mich gerade auf eine ruhige Nacht einstelle, kommt eine Gruppe Einheimischer vorbei. Opa, Sohn und Enkel plus Freunde. Sie sind total nett und laden mich ans Lagerfeuer ein, das leider nach kurzem Brennen vom Regen gelöscht wird. Eigentlich wollte ich mit ihnen die Veranda teilen, aber es regnet so sehr, dass es nur an der Stelle, wo ich meine Isomatte hingelegt habe, trocken ist. So müssen sie dann halt dich ihre Zelte aufbauen.
11.07.2025
Es ist wieder mal alles richtig klamm. Die regennassen Sachen von gestern sind genauso nass wie vorher. Außerdem hat vermutlich eine Maus eine meiner Gamaschen geklaut, zum Glück nicht meine nassen Socken. Die heutige Tour beginnt gleich mit der ersten Bachdurchquerung.

Es ist heute recht kalt und mir ist nicht besonders warm. Trotzdem ziehe ich meine Socken und Schuhe aus und durchwate den Bach. Das Wasser ist so kalt, dass mir die Füße schnell ziemlich schmerzen. Als ich eine kurze Strecke weitergehe, ist schon die nächste Durchquerung angesagt. Durch den zugewachsenen Trail bin ich sowieso bereits total durchnässt und in meinen Schuhen steht das Wasser ja auch schon. Daher lasse ich die Schuhe einfach an. Das ist auch nicht so kalt und man läuft auch nicht in Gefahr, sich weh zu tun. Die nächsten 18 Kilometer sind wieder mal Waschanlagenhölle. Der Trail ist komplett zugewachsen, so dass man den Weg oft nicht einmal mehr erkennen kann.


Daneben unzählige Bachdurchquerungen. Es ist nicht gerade angenehm und ich fühle mich wie auf einer Dschungelexpedition. Dann geht’s auch noch ordentlich bergauf. Nach 18 Kilometern komme ich endlich wieder auf den Haupt-CDT. Ich bin ja die Spotted Bear Alternate gegangen – mehr Höhenmeter, aber kürzere Strecke. Ich bin plötzlich in einer anderen Welt. Vor mir liegt jetzt ein Waldbrandgebiet. Keine nassen Büsche mehr und sogar Sonne!

Der Trail führt auf über 2300 Meter und dann nach einigem bergauf und bergab erreiche ich die Chinese Wall. Die Felsformation sieht wirklich beeindruckend aus.

Am besten Aussichtspunkt treffe ich „Stew“, den ich schon in East Glacier und auch auf dem PCT getroffen habe.

Nachdem ich meine Sachen in der Sonne einigermaßen getrocknet und etwas gegessen habe, gehe ich weiter.


Nach gut 30 Kilometern und 1200 Höhenmeter komme ich an eine No Camping Zone. Ich könnte noch 6 Kilometer und 200 Höhenmeter weitergehen und dann dort campen, wo es wieder erlaubt ist, aber der Campingspot hier ist total schön und ich mag auch nicht mehr weiterlaufen, weil der erste Teil heute echt anstrengend war. Daher schlage ich mein Zelt auf, binde den Bärensack an einen Baum und mache es mir im Zelt gemütlich.

12.07.2025
Nachdem sich endlich alle Mücken uns sonstige Insekten für die Nacht von meinem Zelt verabschiedet hatten, war die Nacht zwar frisch in knapp 2300 Metern Höhe, aber angenehm. Ich beschließe, es zu versuchen, die ganze Strecke mit über 40 Kilometern bis nach Benchmark zu gehen, in der Hoffnung, dass Samstag Abend jemand von dort zurück nach Augusta fährt. Erst einmal geht es entlang der Chinese Wall bergauf weiter und dann durch immer dichter werdenden Wald tendenziell bergab.


Zunehmend ist der Trail voller Pferdehinterlassenschaften und Pferdebremsen. Wasser gibt es mehr als genug. Nach ungefähr 20 Kilometern fängt dann ein Brandgebiet an und es wird immer trockener und heißer. Auf den letzten 10 Kilometern ist es dann unerträglich heiß und staubig.

Ich treffe ein paar Cowboys🤠, die in voller Montur plus einem Handpferd der Berg hinauf reiten, um unten am Fluss dann ihr Lager aufzuschlagen und am Lagerfeuer gemütlich mit kaltem Bier die Nacht verbringen. Das könnte ich mir jetzt auch als extrem angenehm vorstellen. Ich kämpfe mich weiter voran und frage mich, ob sich die Anstrengung wohl auch auszahlen wird und ich jemanden finden werde, der mich nach Augusta bringt. Ich bin fast am Parkplatz angekommen, da treffe ich ein Paar, das nur spazieren geht und in Kürze wieder zurück sein wird. Die sagen, dass sie mich gerne mitnehmen würden, falls ich nicht vorher jemand anderen finde – und, es ist kaum zu glauben – aber unten angekommen, ist dort ein anderes Paar, die mich sofort mitnehmen. Was für ein Glück ich heute hatte! 🤩
Scpaegoat Wilderness nach West Yellowstone
Da ich ab Benchmark nicht täglich meine Erlebnisse aufgeschrieben habe, sind die nächsten Ausführungen auch nicht datiert und bilden auch nicht alle Tage ab.
Hitchhike nach Helena / Hostel in Helena
Als ich nach Helena hitchhike, nimmt mich ein Paar in meinem Alter mit. Ed und Tricia. Sie sind total nett und laden mich zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Es gibt Burger und ich schlage mir den Magen voll. Ed ist Operation Dessert Storm Veteran und hat für die Airforce gearbeitet. Er war in Deutschland, Spanien und Italien stationiert. Ich erzähle ihm, dass mein Exfreund während meines Studiums auch in Deutschland stationiert war und als einer der ersten Panzereinheiten auch in den Irak musste -und ziemlich traumatisiert zurück kam. Beide sind sehr betroffen, was gerade in den USA passiert und haben viele Fragen, wie das in Europa wahrgenommen wird. Es freut mich sehr, neben den Hikern andere Menschen näher kennenzulernen. Auch in meinem Hostel, dem Montana Inn in Helena,

komme ich mit dem Besitzer ins Gespräch…und mit einem 72-jährigen Rentner und passioniertem Fliegenfischer aus Florida, der mich unbedingt zum Fliegenfischen einladen will. Stundenlanges Rumsitzen und dann den gefangenen Fisch wieder zurück werfen…nicht gerade eine besonders attraktiver Zeitvertreib 🥱
Mac Donalds Pass nach Butte
Es ist erst kalt und neblig, obwohl es gestern noch richtig heiß mit über 30 Grad war, dann – als ich vom Mac Donald Pass losgehe – fängt es auch noch zu regnen an.

Es ist eiskalt und der Trail nach ein paar Kilometern kaum zu erkennen, weil er erst vor Kurzem wieder geöffnet wurde.

Erst hat das Mac Donald Feuer und die damit verbundenen Aufräumarbeiten und dann das Jericho Feuer dazu geführt, dass der Teil mehr als ein Jahr gesperrt war.

Es passiert, was passieren muss. Ich gehe einen falschen Weg. Das kostet mich 2 Kilometer und 300 hm. Als ich endlich den Trail finde, wundert es mich nicht, dass ich ihn übersehen habe. Es ist kaum eine Spur zu erahnen und überall liegen umgestürzte Bäume kreuz und quer. Bei dem Regen, Wind und der Kälte ist aber jeder Kilometer mehr die Hölle. Irgendwann komme ich auf eine Dirtroad und es kommt mir ein Auto entgegen. Es sind 2 junge Trailangels, die einer Gruppe Essen und Trinken vorbei gebracht haben. Ich bekomme eine Banane und ein Bier, das ich aus Höflichkeit annehme. Ich würde es sowieso nicht trinken und außerdem ist die Plastikflasche schwer. Daher schütte ich es aus.
Ich bin wieder einmal komplett durchnässt. In den Schuhen steht das Wasser und meine Füße spüre ich vor Kälte kaum mehr.

Es geht zum Glück ständig bergauf, so dass ich wenigstens von Innen heraus Wärme produziere. Dann endlich, nach 32 Kilometern, komme ich an einem geeigneten Zeltplatz an. Ich versuche, so gut es geht, die Nässe aus dem Zelt draußen zu halten und mir etwas Trockenes anzuziehen. Zum Glück habe ich noch ein paar Fußwärmer dabei – die letzten. Ich schlafe kurz ein. Als ich aufwache, sehe ich, dass neben meinem Zelt noch 9 weitere dazu gekommen sind. Wie am Campingplatz!
Nachts hat es nur noch 1 Grad, aber durch die warmen Füsse ist mir nicht kalt. Ich beschließe, vor allen anderen los zugehen. Ich fange um 5:30 das Zusammenpacken an und gehe dann um 6:30 los.

Es nieselt immer noch und ich esse zum Frühstück ein Stück Käse und trinke ein eiskaltes Red Bull, das ich im Safeway geschenkt bekommen habe, während ich schon den Berg hinauf gehe. Bis nachmittags nieselt es ununterbrochen. Als ich nach 20 Kilometern unbedingt etwas essen muss, hört der Regen dann doch auf und um 14:00 kommt sogar noch die Sonne raus. Ich finde ein paar Riesenknochen, von einem Hirsch oder Elch?

An einer passenden Stelle stoppen ich und trockne zusammen mit einem jungen Schotten und einem Tschechen meine ganzen nassen Sachen, vor allem das Zelt. Danach gehe ich noch 12 Kilometer weiter. Ich treffe auf die Trailcrew. Sie sägen die quer liegenden Baumstämme durch und machen den Trail frei. Sie freuen sich, als ich mich für ihre Arbeit bedanke.

Dann entscheide ich mich für einen Parallelweg zum CDT, weil ich diese Nacht kein Campingplatzfeeling möchte. Dort finde ich auch einen guten Campspot, wo ich nochmal die feuchten Sachen in die Sonne lege.
Der nächste Morgen beginnt mit wasserfiltern. Ich weiß gar nicht, wie viel Zeit man auf dem Trail mit dem Filtern verbringt! Gegen 7 Uhr geht’s dann los. Auf dem alten CDT komme ich in Leadville vorbei, einer verfallenen Bergwerkssiedlung.

Ansonsten ist der Weg angenehm, weil er ein schönes Panorama über die Landschaft bietet.

Statt der ersehnten Bisons sehe ich leider nur ein paar Kühe mit Kälbern und frage mich, ob die wohl mit den Bären ein Problem haben oder es hier keine Bären gibt.

Heute ist es wieder heiß und die Landschaft ist eher trocken. Das wechselt auf dem CDT wirklich ständig. An einer Dirtroad biege ich in Richtung Butte ab und gehe auf ihr noch ein paar Kilometer bergab, bis ich eine geeignete Zeltstelle finde.
Am nächsten Tag nichts Spannendes. Zum Zeitvertreib habe ich ein paar Schattenbilder gemacht.


Zeroday in Butte
In Butte verbringe in auf einem Campingplatz einen Zero-Tag, um mich zu erholen und alles Weitere zu planen. Ich treffe zwei andere Hiker, eine junge Deutsche und wieder den Schotten, mit dem ich schon gemeinsam die Zelte auf dem Trail getrocknet habe.

Ich fahre mit der Deutschen zum Walmart mit dem Bus. Als wir wieder zurück wollen, stellen wir fest, dass kein Bus mehr fährt. Also hitchhiken wir. Es hält ein junger Mann in einen vollgepackten Pickup an. Wir schieben auf dem einzigen, durchgehenden Vordersitz alles zur Seite und quetschen uns ins Auto. Ich sitze neben einem einem ziemlich großen Gewehr mit Visier, meine Füße stehen auf einer 44-er Magnum und einem Patronengürtel mit ziemlich vielen und echt großen Patronen….na ja, wir sind halt in Montana. Da ist das ganz normal. Wir haben eine recht witzige Unterhaltung und er fährt und direkt zum Campingplatz.
Von Lima (Monida) nach West Yellowstone
Um mehr Zeit im Yellowstone National Park verbringen zu können, entscheide ich mich, einen Teil des Trails zu überspringen. Um 5 Uhr morgens fahre ich mit dem Salt Lake Express von Butte nach Lima.

Der Fahrer ist total nett und schlägt vor, mich statt in Lima in Monida abzusetzen, was mich viel näher an den Trail bringt. Das ist natürlich super, weil ich mir so die Kosten für die Fahrt von Lima zum Trail spare. Ich gebe ihm 10 $ Trinkgeld und er freut sich total. An den beiden Autobahnbrücken bei Monida gibt es ein „Schwalbeneldorado'“.


Zuerst muss ich gute 2 Kilometer direkt neben der Interstate 15 gehen, es ist aber wenig Verkehr, so dass es nicht unangenehm ist.


Dann geht es noch weitere 5 Kilometer auf einem Nebenweg der Interstate entlang, bis dann eine Dirtroad nach einem Bahnübergang in die weite steppenartige Landschaft abzweigt.

Ich bin hier immer über 2000 Meter hoch, so dass es nicht verwunderlich ist, dass es ähnlich wie in der Hochebene der Anden aussieht.




Bis nach West Yellowstone werde ich auch über 3000 Meter hohe Pässe gehen. Ich hoffe sehr, dass es nicht allzu kalt wird. In Butte habe ich mir im Walmart noch extra eine besonders hübsche und hoffentlich warme Schlafanzughose gekauft, weil es mir bisher oft an den Beinen zu kalt war.

Ein Sportgeschäft gab es dort leider nicht, denn ich wollte eigentlich ein Schlafsack Inlett haben.
Es ist heute ziemlich stürmisch und ich hoffe, dass es kein Gewitter gibt. Der Himmel ist wolkenverhangen.

Wasser ist hier eher Mangelware und so muss ich, wie auch zwei andere Wanderer, mit dem grünlich-schlierigem Wasser aus einem Tümpel zufrieden sein. Es ist nach dem Filtern immer noch grün und schmeckt holzig. Morgen werde ich dann an einem richtigen Creek vorbei kommen und kann da wieder besseres Wasser bekommen. Nach einem langen steilen Aufstieg suche ich eine geeignete Zeltstelle, aber das ist schwierig, weil es so viele abgestorbene Bäume gibt – widowmakers nennt man die hier. Aber irgendwann finde ich doch eine ungefährliche und einigermaßen ebene Stelle und fliehe vor den Stechfliegen ins Zelt.
Am nächsten Tag bin ich total müde. Wahrscheinlich war der steile Anstieg, den ich gestern am Nachmittag im Trailrunningstil absolviert habe, doch zu viel. Ich frühstücke mitten am Trail

und mache mich dann auf den Weg zur Rock Spring in 5,5 Kilometer Entfernung. Ich brauche nämlich dringend Wasser. Der Weg dorthin ist wirklich schön und die Aussicht gefällt mir gut. Es geht bis auf fast 2800 Meter heute und nach 15 Kilometern habe ich das Gefühl, dass ich keine Kraft habe. Ich weiß nicht, ob es die Höhe oder die Müdigkeit ist. Essen und Trinken hilft auch nicht und so schleppe ich mich 30 Kilometer durchs Gebirge.


Bis auf wenige, etwas langweiligere Abschnitte ist es aber landschaftlich sehr schön und, am Ende meiner Tour, sehe ich kurz einen jungen Schwarzbären. Er ist genau hinter einer Kurve und so kann ich nicht weitergehen, weil die Mutter ja bestimmt auch in der Nähe ist. Ich sage ein paar Mal „hey bear“ und stelle mich auf einen Baumstamm, um mehr zu sehen. Dann gehe ich weiter, während ich vor mich hin rede. Der Bär bzw. die Bären sind verschwunden. Dafür sehe ich noch ein junges Reh, das es sich vor einem Baum in der Sonne gemütlich gemacht hat.

Kurz danach erreiche ich den Creek bei der heutigen Camp-Stelle. Ich fülle die Flaschen auf und wasche meine total verdreckten Füße, auch wenn die Sauberkeit nur von kurzer Dauer sein wird.

Nur ein paar hundert Meter weiter ist die Campsite. Heute eine echt tolle, mit Tisch, Feuerstelle und Bärenbox. So muss ich meine bearbag heute nicht an einen passenden Baum binden und ich muss nicht am Boden essen!

Nach einer gemütlichen Nacht starte ich heute mit mehr Elan. Es geht zwar gleich bergauf, aber ich treffe nach ein paar hundert Höhenmetern einen CDT Hiker, der mir entgegen kommt. Er erzählt mir, dass im Yellowstone ein Bär versucht hat, seinen Rucksack wegzuschleppen. Er hatte ihn zwei Mal mit Bärenspray angesprüht, ohne großen Erfolg und erst das dritte Mal hätte ihn dazu gebracht, vom Rucksack abzulassen. Dass die Geschichte grundsätzlich stimmt, werde ich später in West Yellowstone feststellen, da die Ranger im Besucherzentrum mir erzählen werden, dass das Camp wegen dieses Bärenvorfalls tatsächlich gesperrt wurde.
Dann geht’s in nicht besonders steilen, breiten Serpentinen bis auf fast 3000 m rauf. Der Wind ist extrem und oben angekommen muss ich am dem Kamm noch 2 Kilometer weitergehen. Ich beeile mich, weil ich hier nicht von einem Gewitter überrascht werden möchte. Der Weg entlang und hinunter zieht sich endlos in die Länge. Ich verliere kaum Höhe und das Trailrunning bergab mit dem Rucksack ist anstrengend und belastet meine Knie und Füße. Landschaftlich ist es aber wirklich super schön.

Endlich komme ich in ein Waldstück, das Schutz vor dem Wind bietet und dort finde ich auch eine ideale Stelle fürs Zelt.


Ich bin am nächsten Morgen zeitig wach und schon um 6:20 unterwegs. Es geht bergab und ich sehe eine ganze Gruppe Hirsche ein gutes Stück unterhalb des Wegs.

Mir gefällt dir bergige Landschaft, die so viele schöne Fernblicke bietet. Ich filtere Wasser und esse Mandel M&MS,

durchqueren ein paar Bäche


und komme dann in ein Flusstal, das erst durch Wiesen mit wunderschönen Blumen führt




und dann in einen etwas wilden Canyon mit sicher nicht TÜV geprüfter Brücke.


Wie so oft, ist der Trail kaum zu finden, wobei hier der Weg ja einigermaßen klar ist, was leider oftmals nicht der Fall ist.

Die letzten 10 Kilometer ziehen sich dann auf einer Dirtroad. Die Sonne brennt herunter und es geht bergauf. Es nervt.. Irgendwie erinnert mich die Landschaft an bergige Savannen, wie ich sie in Afrika gesehen habe.

Ich habe keine Lust mehr, bis zu einer in der App genannten Camp-Stelle zu gehen und baue mein Zelt unter einem schönen Baum auf, der wohl auch schon vielen Kühen einen guten Unterstand geboten hat – den getrockneten Kuhfladen nach zu schließen.

Nach einer angenehmen Nacht geht’s am nächsten Morgen erst mal gemütlich bergab. Die Wegefindung ist dann wieder einmal echt schwierig und ohne App wäre es fast unmöglich, aber das ist ja nichts Neues. Nach einigem Auf und Ab erreiche ich einen Creek, wo ich pausiere und eine ganze Menge Wasser auffülle, bevor es dann auf den Targhee Pass mit 3.050 Metern geht. Die Stechfliegen und Pferdebremsen motivieren mich, die Serpentinen zügig hochzugehen.🫡

Weil es landschaftlich echt schön ist und ich durch die Serpentinen mal in die eine und dann in die andere Richtung eine schöne Aussicht habe, sind die vielen Höhenmeter auch kein Problem. Oben am Targhee Pass ist die Aussicht toll


und es gibt Steine mit echt besonderem Muster.

Beim Abstieg sehe ich dann noch eine Elchkuh mit einem Kalb. Das freut mich wirklich sehr, weil das hier eine eher seltene Begegnung ist.

Es dauert etwas, bis ich eine gute Camp-Stelle finde, auch wenn hier Stechfliegen und Bremsen nur auf ihre Chance warten, ins Zelt zu kommen.


Der nächste Tag beginnt mit der angenehmen Aussicht, dass es nur 19 Kilometer und 500 Höhenmeter sind, bis ich in West Yellowstone ankomme. Auch heute ist es landschaftlich wieder wirklich schön.




Als ich dann an der Interstate 20 ankomme, sehe ich, wie auf der anderen Straßenseite ein Hiker ein Auto anhält. Ich springe durchs Gebüsch und hoffe, irgendwie schnell über die doch viel befahrene Straße zu kommen…und ich habe Glück. Ich schaffe es auf die andere Straßenseite und das Auto, das gerade angehalten hat, nimmt mich und den anderen Hikern mit nach West Yellowstone. Ich bin echt froh, dass das so ruckzuck geklappt hat. Der Fahrer fährt mich sogar gleich bis zum Campingplatz.
West Yellowstone ist echt eine totale Touristenhochburg. Souvenirshops, Restaurants und Motels wechseln sich ab und die Unterkünfte hier sind gerade jetzt in der Hochsaison sehr teuer. Da bleibe ich lieber für 38$ auf dem Campingplatz – zwischen riesigen RVs eingeklemmt im Staub – aber immerhin ist der Manager total nett und leiht mir sogar sein Fahrrad.



In Besucherzentrum hole ich mir mein Backcountry Permit für die Backcountry Campsites im Park ab. Dann erkundige ich mich noch, welche Bereiche im Park für mich besonders interessant sein könnten. Ich habe ja für drei Tage ein Auto gemietet und einen entsprechenden Campingplatz im Park reserviert – immerhin einen mit Pittoilet und einem Wasserhahn, aber nervige Generatoren, wie sie die RVs alle haben, sind nicht erlaubt. Ich freue mich schon auf die nächsten Tage🤩
Yellowstone – Indian Creek Campsite mit Mietwagen
Der Manager vom Fox Den Campingplatz in West Yellowstone ist wirklich extrem nett zu mir. Erst hat er mir einen Hammer gebracht, damit ich die Heringe in den harten Boden schlage kann und dann leiht er mir sein Fahrrad, damit ich nicht die 1,5 Kilometer zum grocery store gehen muss. Dafür habe ich ihm eine Tafel Lindt Schokolade für fast 5$ geschenkt. Daraufhin hat er mir dann von selbst das Angebot gemacht, mich die 3 Kilometer zum Flughafen zu fahren, wo ich meinen Mietwagen abholen kann. Das ist echt angenehm, so muss ich nicht laufen. Wie so alle in Montana hat auch er ein Gewehr vorne im Auto ungesichert rumliegen. „It’s just a baby gun“, sagt er mir, also nicht der Rede wert. Die fünf anderen hat er am Campingplatz in seinem Trailer gelagert… Mit dem Mietwagen klappt alles problemlos. Es ist das erste Mal, dass niemand versucht, mir irgendwelche nutzlosen Zusatzversicherungen aufzudrängen. Die Mitarbeiter sind 2 Senioren, die in Deutschland schon seit 10 Jahren in Rente wären. Sie sind etwas verpeilt, aber sehr nett. Dann gehe ich noch schnell einkaufen und fahre in den Park. Es ist ja Sonntag und es sind echt Massen an Leuten unterwegs, die alle in den Park fahren. Was für ein Kontrastprogramm zum einsamen Trail. Ich bin aber darauf eingestellt und lasse mich nicht stressen. Ich fahre zuerst in Richtung Old Faithfull und sehe auch gleich in der Ferne meinen ersten Bison.

Um überhaupt irgendwo parken zu können, um die Boardwalks zu den Geysiren entlang zu laufen, muss ich bestimmt eine halbe Stunde mit dem Auto anstehen. Aber ich habe ja Zeit und irgendwann komme ich auch an die Reihe. Die Geysire und Thermalquellen sind wirklich toll. Unglaubliche Farben. Sie blubbern, zischen und schleudern stinkende Gase in die Luft. Ein paar erinnern mich an den Ol Donyo Lengai in Tansania, den wir vor ungefähr 22 Jahren bestiegen haben. Damals waren wir so schnell oben, dass wir mit unseren Maasai Führern in eisiger Kälte, aneinander gekuschelt in einer Felsspalte 2 Stunden auf den Sonnenaufgang warten mussten….Oben hat’s dann auch gequalmt und aus jeder Spalte herausgesprudelt, sogar Steine wurden herausgeschleudert. Im Jahr nachdem wir oben waren, ist dann der gesamte Vulkan ausgebrochen und es wurde das gesamte Plateau weggesprengt, auf dem wir noch herumgegangen sind. Nur hier im Yellowstone ist alles im Gegensatz zum Grau-Schwarz des Vulkans in Tansania so wunderschön bunt.











Ich werde später auf dem CDT auch wieder an Geysiren vorbeilaufen. Die lasse ich daher heute aus. Dann fahre ich weiter nach West Thumb. Auch hier wieder eine tolle farbige, sprudelnde Landschaft am Yellowstone Lake.

Beim Hinausfahren auf die Hauptstraße sehe ich dann den ersten Hirsch aus der Nähe. Das sind schon andere Kaliber als bei uns. Wunderschön!

Auf der weiteren Fahrt dann nochmal an Hirsch

und dann ein riesiger Bison, der eine Fahrbahn blockiert.

Als er noch weit genug weg ist, macht ein Ukrainer ein Foto von mir. Dann verschwinde ich wieder ins Auto zur Sicherheit.

Erst die Ranger schaffen es, mit ihren Sirenen den Bison dazu zu bewegen, die Straße zu verlassen. Dann kommt es noch besser. Neben dem „Mud Volcano“ ist ein grasender Bison, der sich entscheidet, in unsere Richtung zum Boardwalk zu gehen. Wir scherzen rum, wer für ein letztes Foto stehen bleiben soll😉. Das sind schon wirklich massive Tiere.

Da sind die afrikanischen Büffel ja deutlich „zarter“. Und dann wird nochmal eins draufgesetzt. Eine Herde von hunderten Büffel verursacht einen kompletten Stau. Ich bin in einer super Position und kann sogar in eine Parkbucht fahren und das gesamte Spektakel beobachten. Es ist wirklich gigantisch! Mittlerweile sind bestimmt fünf Rangerfahrzeuge vor Ort, die irgendwie versuchen, die Kontrolle über das Chaos zu behalten, aber die Bisons machen, was sie wollen.





Es ist super, das von so nah beobachten zu können. Ich bleibe eine dreiviertel Stunde dort, dann fahre ich weiter und sehe erst dann, dass der Stau in die Gegenrichtung mittlerweile bestimmt auf 1,5 Kilometer angewachsen ist. Da das und auch der Bison am Mud Volcano so intensive Erlebnisse waren, beschließe ich, zum Indian Creek Campground zu fahren, wo ich die nächsten Nächte verbringen werde.

Auf dem Weg sehe ich noch ein Reh mit Kitz.

Man merkt, dass wir im Nationalpark sind. Die Tiere werden hier nicht gejagt und haben daher keine Angst. Egal, was ich in den nächsten Tagen erlebe. Dieser halbe Tag hat mir schon so tolle Erlebnisse beschert, wie ich es nie erwartet hätte.
Am nächsten Tag fahre ich schon um 5:15 vom Campingplatz los und sehe auch gleich Hirsche neben den Ausfahrt. Auf dem Weg nach Mammoth Hot Springs dann noch mehr.

Zum Sonnenuntergang fahre ich den Drive auf die oberen Terrassen und die rauchenden Schlote vor den Bergen sehen super aus, vor allem weil es morgens ja nur ein paar Grad Plus hat.



Dann fahre ich weiter Richtung Lamar Valley. Dort sind wieder ein Haufen Bisons auf der Straße. Ich halte an. Es sind schon echt massive Tiere und sie haben immer Vorfahrt!



Im Lamar Valley gibt es dann auf einer Anhöhe wohl Wölfe zu sehen. Die wurden 1995 im Park wieder eingeführt. Sie sind aber so weit weg, dass ich dafür ein Fernglas oder ein großes Telezoom bräuchte, wie es die Beobachter hier alle mit dabei haben. So ein paar Punkte in der Ferne sind ja nicht so spannend. Ich beschließe der, einen kürzeren Trail zu gehen und entscheide mich für den Slough Trail. Wie immer geht’s bergauf und da ich ja eigentlich Erholungstage haben wollte, bin ich schon kurz davor umzudrehen, als mir ein Mann entgegen kommt. Ich frage, ob es etwas Spannendes zu sehen gibt und er sagt, dass in ca. 1,5 Meilen viele Bisons sind. Also gehe ich weiter – und tatsächlich, auf einer Wiese mit einem Fluss ist eine große Gruppe Bisons – nah, aber weit genug weg, um sie gefahrlos zu beobachten. Die Bullen machen echt einen unglaublichen Lärm.



Ich bleibe eine ganze Zeit dort und beobachte, wie die sich wälzen und umherziehen, dann gehe ich zurück. Meine Fahrt geht weiter über die Mount Washburn Gegend hin zum Grand Canyon of Yellowstone und der ist wirklich sehenswert. Es sind zwar auch schon viele Leute dort, aber ich gehe auf dem North Rim Trail ein ganzes Stück, wo ich kaum jemanden treffe. Dann geht’s stundenlang rauf und runter, um auch alle Blicke auf den Canyon und die Wasserfälle mitzunehmen. Es kommen daher entgegen meinem Plan ziemlich viele Kilometer und Höhenmeter zusammen.







Dann fahre ich nochmal ins Hayden Valley und sehe wieder Bisons.

Danach geht’s zum Norris Geysir Bay. Hier ist die größte und aktivste Fläche von Thermalquellen und Geysiren. Ich wandere auch den gesamten Rundtrail ab und es ist wirklich fantastisch, was es dort zu Sehen gibt.





Langsam bin ich ziemlich fertig, denn es ist tagsüber sehr heiß und ich fahre zurück zum Camp. Essenspausen habe ich in dem Sinne keine gemacht, sondern nur nebenbei meine in West Yellowstone gekauften Vorräte gegessen.

Mein Zelt steht zum Glück an einer schattigen Stelle, so dass ich entspannt darin rumliegen und auf den Sonnenuntergang warten kann.
Am nächsten Morgen merke ich, wie fertig ich bin und fahre daher erst um 6:45 los, obwohl ich ja eigentlich die frühen Morgenstunden zur Tierbeobachtung nutzen wollte. Außerdem hat es fast Null Grad und meine Isomatte hat irgendwo ein kleines Loch. Ich liege daher fast komplett auf dem kalten Boden. Ich beschließe, heute all das anzusehen, was ich gestern ausgelassen habe. Auf dem Weg aus der Campsite dann gleich die erste Überraschung.

Dann mache ich mich nochmals auf den Weg zum Mud Volcano, weil ich gestern dort nur eine kleine Runde gegangen bin.



Früh am Morgen ist alles einfach noch viel schöner durch die Kälte und daher die Runde am Mud Volcano toll. Dann fahre ich nochmals zum Grand Canyon zu den Aussichtspunkt, die ich am Vortag ausgelassen habe. Auf dem Weg zurück mache ich mich auf die Suche nach einem Creek, der nicht heiß, schwefelhaltig oder ätzend ist, weil ich das Loch in der Isomatte finden muss. An einer Picknickzone werde ich fündig. Ich lege die Matte in den Creek, drücke sie Stück für Stück unter Wasser und finde zum Glück das Loch. Auf einem Picknicktisch flicke ich sie und nähe auch gleich die beiden Löcher in meinem Schlafsack, die für den täglichen Daunenregen im Zelt verantwortlich sind.

Danach fahre ich noch du den Artists Pools, wandere die kleine Runde und entscheide dann, dass ich wirklich Ruhe brauche.

Ich fahre zur Campsite und mache nachmittags Siesta, bis es leicht zu Regnen beginnt.


Diesmal ist das ja kein Problem, weil ich mich ja gemütlich ins Auto setzen kann. Ich höre bis abends ein Hörbuch und schlafe dann einfach im Auto, auch wenn es dort nach dem Umklappen der Rücksitzbank eine ca. fünf Zentimeter hohe Kante gibt. Irgendwie polstere ich diese grob aus, so dass ich die Isomatte darauf legen kann.
Am darauffolgende Morgen fahre ich nochmals nach Mammoth Hot Springs zu den Terrassen, weil dort der Sonnenaufgang einfach so schön ist.

Dann geht’s zurück nach West Yellowstone, wo ich das Auto um 10 Uhr am Flughafen abgeben muss. Vom Flughafen laufe ich die gut drei Kilometer nach West Yellowstone

und quartiere mich wieder im Fox Den Campingplatz ein.
West Yellowstone – Old Faithful – West Yellowstone
Von West Yellowstone gehe ich weiter bis zum Reas Pass. Es ist ein langer wasserloser Abschnitt und nicht besonders spannend. Nach einer Nacht entscheide ich mich, auf einer Dirt Road nach Flatrock (Macks Inn) weiter zu gehen, wo ich auf den CDT Alternate (Macks Inn Cutoff) treffe. Ich möchte nämlich unbedingt Elche sehen und am Fluss (Henrys Fork), der dort vorbei fließt, soll es Elche geben. In Flatrock (Macks Inn) übernachte ich auf dem Flatrock Campground und leihe mir am nächsten Tag beim Macks Inn ein Kayak aus. Mit vielen anderen lasse ich mich mit dem Auto flussaufwärts fahren und starte dann die ungefähr 5 Kilometer Paddelstrecke zurück.

Erst ist es etwas nervig, weil so extrem viele lärmende Leute auf dem Fluss unterwegs sind, aber dann sehe ich insgesamt fünf Elche, die anscheinend gut an Menschen gewöhnt sind und sich so super beobachten lassen.










Wieder zurück bin ich total glücklich, so viele Elche so nah gesetzt haben und ich Quartiere mich für eine weitere Nacht noch einmal am Flatrock Campground ein.

Netten Besuch bekomme ich dort auch noch!

Am nächsten Tag geht es zurück auf den CDT. Es ist eine echt langweilige Strecke. Erst ewig auf einer Straße (die gleiche wie am Vortag zum Start der Kayaktour), dann auf einer Dirtroad und schließlich auf einem Bergweg. Diese Strecke lassen sich viele, die den Macks Cutoff und nicht wie ich die rote Route nach West Yellowstone genommen haben, zumindest zum Teil mit dem Auto hochfahren. Es gibt vom Macks Inn einen Shuttle Service. Ich kann verstehen, warum, aber nach meinem Elch Erlebnis vom Vortag bin ich trotzdem guter Dinge, auch wenn es langweilig, heiß und total staubig ist. Oben an der höchsten Stelle angekommen, bin ich wieder auf der roten Route und schlage mein Zelt vor der Yellowstone National Park Boundary auf, weil mein Permit ja erst für den nächsten Tag gilt. Ich habe fast 5 Liter Wasser mit hochgeschleppt, weil es auf dem Weg nur am Anfang eine sichere Wasserstelle gibt. Die weiter oben ist möglicherweise schon ausgetrocknet (es gibt im Farout keinen aktuellen Kommentar) und das nächste Wasser gibt es erst wieder am Summit Lake im Yellowstone National Park.
Am nächsten Morgen starte ich zum Summit Lake. Es erwartet mich ein gemütlicher Tag mit wenigen Kilometern bis zum Camp.


Ich überquere die Grenze zu Wyoming und rieche auch bald den Schwefelgeruch, der von den heißen Quellen und Geysiren ausgeht, die ja überall im Yellowstone zu finden sind.

Dann fängt es zum Stürmen und Donnern an und ich bin froh, dass es nicht mehr weit zum Camp ist.

Im Summit Lake Camp gibt’s auch wieder eine Stange zum Aufhängen fürs Essen.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, springe ich kurz in den See und das tut echt gut! Als ich mich dann abends in meinen Schlafsack lege bin ich noch guter Dinge……..
Doch dann, als ich gerade am Einschlafen bin, liege ich plötzlich auf dem Boden. Die Luft aus meiner Isomatte ist innerhalb von ein paar Sekunden verschwunden. Ich checke die Ventile, aber da ist alles ok, dann sehe ich auf Höhe meiner Waden einen 25-30 cm langen Riß und kann es kaum glauben. Was für eine Scheisse! 😱

Ich versuche, mit dem mitgelieferten Kleber und den Flicken den Riß zu reparieren, obwohl ich nicht wirklich glaube, dass das auch funktioniert. Der Kleber ist nicht ausreichend und der sollte ja eigentlich alles abdichten. Ich pumpe die Matte auf und nach kurzer Zeit ist die Luft wieder draußen. Dann klebe ich meinen gesamten Vorrat an Duct Tape, Dyneema Tape, Goretex-Tape und zuletzt noch Leukoplast über die geflickte Stelle, aber trotz allem ist die Luft nach einer halben Stunde wieder komplett entwichen. Ich pumpe die Matratze noch einmal auf und tauchen sie in den See… da sehe ich auch schon die Blasen aufsteigen. Damit ich die Nacht (es hat ja nur 1-2°C nachts auf 2600 m Höhe) irgendwie überstehe, lege ich meine Alu Rettungsdecke in den Schlafsack und hoffe, dass ich so nicht zu sehr friere. Die Nacht am Boden ohne Matte ist echt unbequem und auch recht frisch, aber die Rettungsdecke hilft Recht gut, die Bodenkälte abzuhalten. Ich bin echt frustriert, weil ich im Yellowstone sicher keine Ersatzmatte bekommen werde. Dadurch, dass ich auf meiner Tour mit dem Auto schon alle Einkaufsmöglichkeiten erkundet habe, weiß ich, was es in Old Faithfull und den anderen Einkaufsmöglichkeiten zu kaufen gibt. Außerdem gibt es im Yellowstone National Park keine Busse oder irgendwelche Transportmöglichkeiten, um von Old Faithfull weiter zu kommen. Daneben weiß ich, dass meine Familie froh wäre, wenn ich zeitnah heimkommen würde…. Auf dem Weg Richtung Old Faithfull überlege ich mir alle Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Ich übersehe vor lauter Gedanken fast die Bärenspuren auf dem Weg – ein großer und ein kleiner Bär, vermutlich Mutter mit Jungem. Ich pfeife und singe etwas, obwohl mir gerade nicht wirklich danach ist. Dann geht’s bergab nach Old Faithfull und ich sehe schon den Qualm der Geysire und Hot Springs.


In Old Faithfull treffe ich auf die mir schon bekannten Massen an Touristen. Von der Einsamkeit des Trails in die Touri-Hölle🥴. Ich checke alle Läden nach Isomatten und entscheide dann, dass ich erst mal aus dem Park raus muss, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, wie ich weiter mache. Das stellt sich aber als ziemlich schwierig heraus. Ich versuche, über zweieinhalb Stunden lang zu hitchhiken, ohne Erfolg, obwohl ich sogar auf mein Tyveksheet mein Ziel und „emergency“ geschrieben habe. Gefühlt hunderte Autos fahren vorbei ohne anzuhalten. Ich bin echt genervt und überlege, wie es es schaffe kann, dass ich aus dem Park rauskomme (es sind ca. 55 km bis West Yellowstone). Das weitere Problem ist auch noch, dass es im Yellowstone kein Telefonnetz gibt, nicht einmal in den Orten mit Hotels und Läden. Ich gehe zurück zum Grocerystore in Old Faithfull und erhalte dort die Info, dass es wirklich keine öffentlichen Transportmöglichkeiten oder Taxis gibt. In einem anderen Laden finde ich dann doch jemanden, dessen Bruder mich gegen Bezahlung aus dem Park bringen würde. Ich bin echt froh, weil von Old Faithfull aus ich ansonsten auf dem Trail noch mindestens 6-7 Tage zur nächsten Stadt brauchen würde und das ohne Isomatte schwierig werden würde, zumal die Rettungsdecke ja schon in der einer Nacht halb zerrissen ist.
Die Fahrt aus dem Park ist dann zum Glück problemlos und in West Yellowstone angekommen, telefoniere ich erst mit meiner Familie und checke dann, ob und wie ich meinen flexiblen Rückflug umbuchen könnte. Ich finde heraus, dass ich von Salt Lake City über Denver nach München fliegen könnte und diese Umbuchung sogar mit einer 10€ Rückerstattung verbunden wäre. Von West Yellowstone bis nach Salt Lake City sind es ungefähr 580 Kilometer. Ich könnte mir einem Mietwagen vom Flughafen in West Yellowstone mieten, eine Nacht im Auto übernachten und dann am nächsten Tag heimfliegen. Nach vielem hin und her fälle ich dann die Entscheidung. Ich werde heim fliegen. Meine letzter „Trail“ führt mich von der Ranger Station in West Yellowstone zum Flughafen, wo ich das Auto abhole. Das sind nur ca. vier Kilometer und der Weg führt durch einen netten Wald.
Die Fahrt nach Salt Lake City führt mich noch einmal am Fluss mit den Elchen vorbei. Ich sehe später in der Ferne die Berge der Wind River Range und bin schon etwas traurig, aber alles in allem passt die Entscheidung. Der CDT ist aus meiner Sicht landschaftlich nicht so reizvoll wie der PCT. Ich habe mir vor allem mehr Wildlife erwartet und war schon etwas enttäuscht, dass das nicht so war. Zum Glück habe ich ja durch meine dreitägige Fahrt im Yellowstone National Park und die Kayakfahrt dann doch tolle Tiererlebnisse gehabt, so dass ich vollauf zufrieden mit meinem Urlaub und den Erlebnissen bin.🤩