
06.05.2025
Endlich ist es soweit und ich kann meinen unterbrochenem Hike auf dem Hexatrek fortsetzen. Wer wissen will, wie die ersten Etappen im März waren, der findet hier alle Infos und auch Fotos. Einfach zuerst auf Weiterlesen klicken und dann hier draufklicken => Trails – Hexatrek 2025
Mit dem TGV und einer Lokalbahn bin ich pünktlich und problemlos in Saverne angekommen. Das Wetter ist recht gut, nur sehr windig und daher auch nicht besonders warm. Ich laufe vom Bahnhof durch das schöne französische Städtchen und es geht auch gleich bergauf. Nach ein paar Kilometern erreiche ich das Chateau du Haute Barr.

Dann geht es weiter zu den Ruines de Grands Geroldseck

und dann zum Tour de Brotsch, von dem man eine super Aussicht auf Saverne hat. Gegen 17:30 komme ich an meinem Ziel, dem Abri de la Schleif, an, wo ich etwas abseits mein Zelt aufbauen.



07.05.2025
Nach einer ziemlich windigen und kalten Nacht bin ich ziemlich durchgefroren und würde eigentlich lieber mit dem alternativen Weg bergauf starten, damit es mir warm wird. Leider brauche ich aber dringend Wasser und die Quelle ist ein ganzes Stück bergab.

Nach dem Wasserfiltern geht es schwer beladen weiter, erst bergab und dann endlich wieder bergauf. Auch heute ist der kalte Wind unangenehm, aber besser als schlechtes Wetter. Auf dem Weg gibt es immer wieder tolle Blicke auf die bewaldeten Berge.

Es ist wirklich schön, durch die hellen Laubwälder zu laufen. An der Porte de Pierre


mache ich eine längere Pause und entschließe mich, einen weniger windausgesetzen Weg zu gehen. Dabei verlaufe ich mich etwas und muss dann improvisieren. Am Abri de Colbery übernachte ich und habe eine super schöne Aussicht und bin angenehm windgeschützt.



08.05.2025
Die Nacht war zum Glück etwas wärmer und so stört es mich nicht, dass es bis Schirmeck bergab geht. Auf dem Weg freue ich mich schon auf Baguette und andere leckere Sachen, die ich dort im Supermarkt kaufen möchte. Als ich aber in Schirmeck ankomme, ist der Supermarkt geschlossen. Irritiert frage ich einen Mann, der mit seiner Tochter und dem Hund unterwegs ist, ob er weiß, warum der Supermarkt nicht geöffnet ist. Tja, leider ist heute Feiertag im Elsass. Der 8. Mai ist der Feiertag zum Kriegsende. Der Mann nimmt mich mit zu sich. Ich kann dort Wasser auffüllen und bekomme auch 2 Bananen und einen Riegel. Er meint, dass laut Internet Aldi geöffnet hätte. Was sich aber als falsch herausstellt. Dann fährt zum Glück ein Polizeiauto vorbei, dem wir winken. Die Polizisten sind total nett und sagen, dass sie in der Stadt rumfahren und sich umsehen, ob vielleicht doch etwas geöffnet hat. Ich gebe ihnen meine Telefonnummer (und bin froh, dass ich gut genug Französisch spreche). Nach kurzer Zeit kommen sie zurück und sagen mir, dass eine Boulangerie offen ist. Ich bin echt froh, da ich kaum mehr etwas zum Essen habe. Auf dem Weg aus der Stadt zum Chateau de Schirmeck komme ich noch an einem Aufmarsch der Feuerwehr ( Pompiers) vorbei, die sich in Schale geschmissen haben und unter Blasmusik durch die Stadt abmarschieren.


Dann erreiche ich das Konzentrationslager Nazweiler-Struthof. Es geht bergauf und dadurch habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Es ist total beklemmend und traurig, sich bewusst zu machen, was genau an diesem Ort passiert ist, an der Stelle der Verbrennungsöfen vorbeizugehen und die furchtbaren Beschreibungen zu lesen. Oben angekommen befindet sich das Lager mit dem noch gut erhaltenen Tor, dem Henkerbalken inklusive Strick und den gut sichtbaren Bodenplatten der Baracken. Es ist auch sehr viel los, weil heute dieser Feiertag ist. Ich brauche einige Kilometer, um die traurigen Gedanken abzulegen. Ich mache noch einen Stop an einer schönen Wasserstelle am höchsten Punkt der heutigen Tour.

Dann komme ich an meinem Ziel an, dem Chateau du Birkenfels. Es ist echt gut erhalten, obwohl es schon 1260 erbaut wurde. Das allerbeste aber ist, dass man dort biwakieren darf. Innerhalb oder außerhalb der Burg, wie man möchte. Ich suche mir einen Platz außerhalb, weil dort der Boden unter einen Baum recht trocken ist und somit es sicher kaum Kondensation geben wird und ich außerdem vom leichten Regen, der eingesetzt hat, besser geschützt bin.




09.05.2025
Der Regen war zum Glück nur kurz. Trotzdem gab es etwas Kondensation im Zelt. Ich bin um 7 Uhr startbereit, werfe einen letzten Blick auf das Chateau und dann geht’s los.

Nach gut 2 Kilometern erreiche ich das Chateau du Dreistein. Dort gibt’s wieder viel zu erkunden. In einen Teil der Burg kann man durch ein Steintor gehen. Ist schon ein spannendes Gefühl, dort herumzulaufen, wo früher Menschen unter komplett anderen, sicher nicht besonders komfortablen, Bedingungen gelebt hatten – und dabei waren die Burgherren ja die Privilegierten.








Nach ein paar weiteren Kilometern bergauf komme ich dann am Kloster Mont St. Odile an. Was für eine Lage in wunderschöner Umgebung. Da lässt es sich bestimmt bequem aushalten und war früher bestimmt auch ein viel angenehmeres Leben als irgendwo anders. Zum Kloster gehört auch ein Hotel, das in einen Gebäudeteil untergebracht ist. Die Aussicht ist wirklich traumhaft, auch wenn es heute etwas „trüb-sonnig“ ist.


Ich gehe durch den Buchenwald, in dem verstreut viele große Steine liegen. Die vielen Wege bis hinunter nach Barr sind ein Traum für Trailrunner, Mountainbiker und Wanderer.


Zum ersten Mal treffe ich auch mehr Leute, vor allem Trailrunner. Fast ganz unten angekommen, führt mich mein Weg noch zum Chateau du Landsberg. Auch hier bewundere ich wieder die Größe und frage mich, wie lange es wohl gedauert hat, so eine große Burg Stein für Stein zu erbauen…harte Arbeit für das Fußvolk und die zwangsverpflichteten Bauern..



In Barr angekommen bin ich erstaunt, wie schon dieses kleine Städtchen ist. Da könnte man sich für ein paar Tage einquartieren und die ganzen Trails in der Umgebung erkunden.



Weil ich ja nur begrenzte Zeit habe und ich zu einem bestimmten Termin wieder daheim sein muss, entschließe ich mich, mit dem Zug ein kleines Stück weiterzufahren, auch wenn ich somit einige Burgen verpassen werde. Ich bin mittlerweile nämlich ein Burgenfan. Doch dadurch, dass ich viel Zeit mit der Erkundung der Chateaux verbringe, komme ich langsamer voran als geplant. Aber das ist es mir wert. In Scherwiller steige ich nach 10-minütiger Fahrt aus dem Zug und wandere die gut vier Kilometer bis nach Chatenois, wo es eine Gite d’Etappe gibt, in dem ich mich für 30€ inklusive Frühstück in ein Mehrbettzimmer einquartieren. Da die Saison noch nicht begonnen hat, habe ich das Vierbettzimmer ganz für mich alleine.😁
10.05.2025
Von Chatenois aus geht’s vorbei am Turm mit Storchennest und Storch, sowie einem wunderschönen Kirchturm


bergauf Richtung Haute du Koenigsbourgh. Ein schöner kleiner Steig, auf dem ich niemanden treffe. Endlich ist auch das Wetter wärmer und ich kann kurze Hosen anziehen. Da läuft es sich gleich viel leichter😁

Nach nicht ganz 10 Kilometern komme ich oben an der Burg an und bin echt total überrascht, wie toll sie schon von außen aussieht. Da stören mich die vielen Leute gar nicht mehr (es ist ja Samstag). Den Eintritt von 12€ finde ich auch total ok und das was mich innen erwartet, ist echt toll. Man kann einen Rundgang durch die verwinkelten Gebäudeteile machen und alles erkunden. Dort hat es sich sicher gut leben lassen. Es ist alles perfekt ausgestattet mit großen Kachelöfen und allem, was man so braucht. Die dicksten Burgmauern sind 12 Meter …echt unvorstellbar. Ich verbringe viel Zeit dort und als ich endlich alles gesehen habe, kann der Tag gar nicht mehr schlecht werden…







Dann geht’s gemütlich bergab nach Thannkirchen, auch ein total hübsches kleines Örtchen.



Von da auf zieht der Trail wieder bergan und ich erreiche zuerst die Ruines du Ribeaupierre.

Die sind ganz nett, aber schon ziemlich verfallen. Dann geht’s weiter zum Chateau St. Ulrich. Dort kann man über unzählige Steinstufen und Holztreppen auf und ab alle Winkel erkunden.

Das ist echt anstrengend, vor allem weil ich ja schon viele Kilometer und Höhenmeter in den Beinen habe, aber noch ist kein entspannter Abstieg angesagt, denn da ist auch noch das Chateau du Girsberg.

Dort muss ich natürlich auch noch hin und wieder Stufen rauf und runter. Die Blicke vom einen zum anderen Chateau sind echt wunderschön. Dann endlich noch die letzten drei Kilometer bis zum heutigen Ziel, dem Städtchen Ribeauville. Wieder eine tolle Überraschung, wie schön die mittelalterlichen Häuser sind.


Weil ich noch 2 Rabattgutscheine habe, die bald verfallen, habe ich ich ein Hotelzimmer, oder besser ein Zimmer in der Bäckerei „Les Gites des Templiers“ gebucht. Ich bekomme das Romantikzimmer und es ist wirklich total schön.

Abends kaufe ich noch alle Vorräte für die nächsten 5 Tage ein, weil es auf dem Weg keine Läden gibt. Ich suche mir lauter Sachen aus mit möglichst vielen Kalorien, damit der Rucksack nicht zu schwer wird und das Essen auch nicht zu viel Platz beansprucht. Auch muss ich für den nächsten Tag mindestens 2,5 Liter Wasser mitnehmen, da es laut der Hexatrek App auf dem Weg um Wasser eher schlecht bestellt ist. Da wird der Rucksack gleich ein paar Kilo schwerer.
11.05.2025
Ich esse beim Frühstück so viel es geht. Da das Hotel ja auch die Bäckerei ist, schmeckt alles super lecker. Bisher habe ich ja noch nirgends gegessen und immer nur im Supermarkt eingekauft. Als ich losgehen, liegen mir das Frühstück noch ganz schön im Magen. Ein Blick noch auf die vermutlich letzten Burgen und dann geht’s erst einmal ordentlich bergauf.

Der Weg ist ganz nett, aber nicht besonders spannend.





Als ich an einer Hütte des französischen Alpenvereins vorbei komme, lege ich eine gemütliche Pause in der Sonne ein. Eigentlich wäre hier ein guter Platz zum biwakieren, aber es ist erst 15 Uhr. So bleibe ich eine Stunde da und mache mich dann auf den Weg. Ich hoffe, irgendwo einen geeigneten Platz zum Zeltaufbauen zu finden, aber die Berghänge sind alle zu steil und so erreiche ich Bonhomme, wo es laut HexatrekApp ein nettes Gite geben soll. Na ja, was soll ich sagen…ziemlich basic und 8€ fürs Zeltaufschlagen im Garten plus 2€ für Strom ist eigentlich total übertrieben. Da ich aber viele Kilometer und Höhenmeter in den Beinen habe, bleibe ich halt dort.
12.05.2025
Ich habe total schlecht geschlafen und schon früh morgens war der Autolärm echt nervig. Müde breche ich auf und es geht gleich ordentlich steil bergauf. Das schlaucht, vor allem mit dem vielen Wasser, das ich mitschleppe. Heute gibt’s vermutlich keine Gelegenheit Wasser auf dem Weg aufzufüllen. Erst ist es etwas langweilig. Dann komme ich aber kurz nach einem Skigebiet in zwei wirklich tolle Naturschutzgebiete (Tanet-Gazon du Faing und Frankenthal- Missheimle), die sich kilometerweit auf der Hochebene entlang ziehen. Ich bin auf ca. 1.200-1.300 Metern Höhe. Die Landschaft ist wunderschön. Kleine Latschen und alles voller Heidekraut und Heidelbeeren, soweit das Auge reicht. Echt toll!




Das Wetter ist heute nicht so gut und es gibt sogar eine Unwetterwarnung. Daher beeile ich mich. Auf der Hochebene gibt’s keinen Schutz vor einem Gewitter. Es regnet auch schon leicht und die dunklen Wolken hängen über mir. Es geht noch durch einen wunderschönen Hainbuchenwald.


Schließlich komme ich am Pass „Le Schlucht“ an. Ich kaufe mir nur schnell eine Cola, fülle Wasser auf und gehe dann auch gleich weiter. Leider passe ich nicht auf und erwische den falschen Weg. Da ich aber einen total schönen Schlafplatz finde, beschließe ich, mein Zelt dort aufzubauen und am nächsten Tag einen alternativen Weg zu gehen, um dann wieder auf den Hexatrek zu treffen. Gerade noch rechtzeitig bin ich mit dem Zeltaufbau fertig. Es donnert, windet und regnet auch schon. Da ist es im Zelt gemütlicher als draußen. Ich bin auf 1244 m und es ist ganz schön kalt durch den Wind!


13.05.2025
In der Nacht hat es geregnet und es ist auch ziemlich kalt. Ich bin auf ca. 1300 m Höhe. Ich starte den Tag mit Wetter wie in den schottischen Highlands. Starker Wind, Wolken und Nebelschwaden.

Es ist zwar ungemütlich, mir gefällt es aber gut.
Es geht immer auf der Höhe entlang, so dass es erst einmal keine großen Auf- und Abstiege gibt. Das ist zur Abwechslung mal sehr angenehm. Langsam löst sich auch der Nebel auf und ich sehe mehr von der Landschaft. Es geht über sanfte Hügel mit viel Weitblick nur leicht auf und ab und am Ende sind es heute nur 630 Höhenmeter.



Als ich beschließe, mich nach einem geeigneten Schlafplatz umzusehen, entdecke ich an einem Aussichtspunkt die perfekte Stelle. Der Sonnenuntergang dort ist der beste, den ich bisher gesehen habe. Im Wald unter Bäumen sieht man den halt nicht. 😁

Ich hoffe nur, dass es kein Gewitter gibt, denn dann wäre dieser exponierte Platz alles andere als gut!
14.5.2025
Obwohl es ein so schöner Übernachtungsplatz ist, habe ich die Nacht nicht gut geschlafen. Mir tut alles weh, Schultern, Hüften, meine Wade. Die knallorange Sonne, die in der Früh zwischen den Hainbuchen langsam aufsteigt, hebt meine Stimmung dann doch. Es ist zwar noch früh, aber ich beginne langsam zusammen zu packen, denn das dauert auch immer seine Zeit, vor allem wenn ich auch noch das Zelt etwas trocknen lasse. Heute ist nur der Zeltboden feucht. Nachts hat ein leichter kalter Wind geweht und so gab es keine Kondensation. Der Weg heute ist ganz nett, aber nichts besonderes. Ein paar kleine Highlights gibt’s natürlich immer.






Es geht nur ein paar hundert Höhenmeter hinauf und ca. 1200 hinunter nach Thann.